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Aussichten für die britische pharmazeutische Industrie – 2019

Kurzfristige CapEx-Abschwächung für die britische pharmazeutische Industrie 2019

Protel verfolgt CapEx-Projekttätigkeiten in den Hauptbereichen der Prozessindustrie, um Anbietern und Lieferanten zur Erschließung neuer geschäftlicher Chancen zu verhelfen. In diesem Artikel präsentieren wir eine schnelle und leicht verständliche Zusammenfassung der hauptsächlichen Tendenzen und Entwicklungen in einem speziellen Bereich der Prozessindustrie in einer der von uns abgedeckten Regionen. Weitere Informationen über die von uns abgedeckten Bereiche finden Sie auf www.protelprojects.com.

In unserem vorhergehenden Artikel über die britische pharmazeutische Industrie schrieben wir, dass die CapEx-Aussichten für 2018 trotz eines großen Grads an Unsicherheit noch positiv waren. Investitionspläne bewegten sich in der Pipeline voran und führende Investoren trafen Entscheidungen.

Leider ist das Bild, das sich jetzt herausbildet, von Verzögerung geprägt. Für größere CapEx-Projekte in der britischen Pharmaindustrie besteht eine geringere Wahrscheinlichkeit, dass sie in den nächsten Quartalen starten werden, als für Projekte mit kleinerem Umfang. Bei vielen wird erwartet, dass dieser Aufschub bis 2020 andauern wird.

Zu Beginn von 2019 verzeichneten wir bei britischen pharmazeutischen Herstellern viele anlaufende bzw. im Anfangsstadium befindliche Pläne für CapEx-Projekte. Die größeren Vorhaben werden aber noch eine Weile brauchen, bis sie in Schwung kommen, viele werden die Beschaffungsphase möglicherweise nicht vor 2020 erreichen.

Viele größere Vorhaben, wie zum Beispiel diejenigen, die einen großen Masterplan umfassen, werden in kleinere Projekte unterteilt. Für das kommende Jahr sehen wir deshalb eine größere Anzahl von Aufrüstungen, Wartungsprojekten und Erweiterungen anstatt größeren CapEx-Neubauprojekten vorher.

Es zeigte sich, dass die Aussichten für Kapitalinvestitionsprojekte (CapEx) in der britischen Pharmaindustrie weiter auf einer relativ Brexit-beständigen „business-as-usual”-Bahn verliefen, während Unternehmen ihre Bemühungen zur Erhaltung innovativer Arzneimittel-Pipelines und zur Deckung der globalen Nachfrage vorantrieben. Diese Zuversichtlichkeit hat aber inzwischen eindeutig abgenommen.

Die Ungewissheit, über die wir vor einem Jahr berichteten, besteht immer noch und es gibt wenig Anzeichen dafür, dass sich das 2019/2020 bedeutsam ändern wird. Britischen Pharmariesen fehlt es immer noch an Rechts- und Handelssicherheit. Es wird deshalb erwartet, dass das Investitionsbild weiterhin vorsichtig, unsicher und im Wandel befindlich sein wird. Wichtige Entscheidungen werden in viel größerem Maße entweder aufgeschoben oder ausgesetzt.

Es sind aber immer noch umfangreiche Investitionen in Sachanlagen und immaterielles Anlagevermögen in der Pipeline, Form und Tempo dieser Investitionen werden aber 2019/2020 anders aussehen.

Zu den führenden Investoren in CapEx-Projekte, die in den vergangenen zwölf Monaten aufgetaucht sind, zählen (Daten stammen aus unserer Projekt-Suchmaschine MyProtel, ausführliche Details stehen Abonnenten zur Verfügung):

• Reckitt Benckiser Healthcare – 87 Mio. GBP
• University of Oxford/London School of Hygiene & Tropical Medicine – VMIC – 40 Mio. GBP
• Ipsen – Wrexham – 70 Mio. GBP
• Becton Dickinson – Plymouth – 30 Mio. GBP
• Allergan – Speke – 30 Mio. GBP
• Accord Healthcare – Sterilprodukte-Einrichtung – 12 Mio. GBP
• MSD – Milton Keynes – 16 Mio. GBP
• Piramal Healthcare – Grangemouth & Morpeth – 20 Mio. GBP
• Stevenage Bioscience Catalyst – 50 Mio. GBP
• FujiFilm – 25 Mio. GBP
• GW Pharma – zusätzliche Phasen – 20 Mio. GBP
• Smith & Nephew – 20 Mio. GBP
• Wasdell Packaging – 35 Mio. GBP
• DePuy Synthes – 10 Mio. GBP
• Great Ormond Street Hospital – 20 Mio. GBP
• Oxford Nanopore – 100 Mio. GBP

Protel-Stellungnahme

Es kommen weniger große Projektvorhaben durch die Pipeline. Projekte, die sich in der Konzeptionsphase befinden, brauchen viel länger, um voranzukommen, und viele werden vorläufig ausgesetzt. Trotzdem tätigt eine große Anzahl von Unternehmen neue Investitionen in Bereichen von der anfänglichen Konzeption bis zur bevorstehenden Beschaffung (ausführliche Details sind für Abonnenten unserer Projektdatenbank erhältlich). Wir schrieben 2018 über GSK als Beispiel für einen wichtigen Player, der sich von einer großen Investition zurückzog, die für 2019 erwartet worden war.

Seit damals ist das nur noch deutlicher zum Ausdruck gekommen und es wird jetzt erwartet, dass einige Projektaktivitäten erst gegen Ende 2019 oder sogar erst 2020 starten werden.

Wir sehen, dass geplante Investitionen in Sachanlagen und immaterielles Anlagevermögen sich von größeren Primärproduktionseinrichtungen auf kleinere Forschungs-, Entwicklungs- und Testeinrichtungen verlagern. Die Anzahl von Projekten ist nicht bedeutsam zurückgegangen – aber der gesamte potentielle Investitionswert hat im Durchschnitt abgenommen. Das bedeutet, dass es für Anbieter von Investitionsgütern und verwandten Dienstleistungen zwar noch reichlich Möglichkeiten gibt, der Markt aber wahrscheinlich zunehmend schwieriger werden wird, während Unternehmen sich um den Zuschlag kleinerer CapEx-Vorhaben bemühen.

Tätigkeitsniveau der Ingenieursbüros

Die britische Pharmaindustrie allgemein hat sich weiter dahingehend verschoben, dass kleinere Technik- und Maschinenbauunternehmen mit Entwurf und/oder Umsetzung der zunehmend kleineren Investitionsprojekte beauftragt werden. Infolgedessen ist die gegenwärtige Situation sehr wettbewerbsintensiv und es wird mehr Gewicht auf Kosten gelegt. Große Player werden manchmal zugunsten von Ingenieursbüros übergangen, die kostengünstigere Lösungen liefern können.

Insgesamt haben Ingenieursbüros noch sehr viel zu tun, viele bemerken dazu aber, dass sich einige der größeren Vorhaben von Kunden verzögern. In einigen Fällen gibt es immer noch Bedenken hinsichtlich der Mittelbeschaffung und Kapazität. Es wird aber zunehmend mehr Arbeit von kleineren Herstellern oder von großer Herstellern angebotenen kleineren Projekten geben und man nimmt an, dass sich das 2019/2020 fortsetzen wird.

Mergers & Acquisitions

Stand Anfang 2019: Die M&A-Tätigkeit erfuhr im vorhergehenden Zeitabschnitt 2018 gegenüber 2017 einen bedeutenden Aufschwung.

GSK übernahm die Consumer Healthcare-Sparte von Novartis im Consumer Healthcare Joint Venture der beiden Unternehmen. Dem folgte ein Deal zum Zusammenlegen des Consumer Healthcare-Geschäfts mit Pfizer. Es ist vorgesehen, dass diese Vereinbarung in drei Jahren zum Aufspalten des britischen Betriebs in zwei separate Unternehmensbereiche führen wird. Die Entscheidung von Novartis, durch die Schließung des Standorts in Grimsby von der großvolumigen Produktion von Produkten abzurücken und den Schwerpunkt verstärkt auf spezialisierte Arzneimittel in Kleinserien zu legen, ist ein gutes Beispiel für einige der sich ändernden Aktivitäten in der britischen Pharmaindustrie.

GSK hat Änderungen verzeichnet, die sich aus einer Umstrukturierung ergaben, die durch die Ernennung eines neuen CEO hervorgerufen wurden. Diese Änderungen haben nun angefangen, an Standorten wie der aseptischen Anlage in Barnard Castle neue CapEx-Pläne zu ergeben.

An den anderen britischen GSK-Standorten einschließlich Montrose und Irvine befindet sich die CapEx-Aktivität aber seit 2018 weitgehend im Stillstand.

GSK hat außerdem die Marke Horlicks im Rahmen derselben strategischen Umstrukturierung an Unilever abgegeben. Ende 2018 wurde TESARO, ein in den Vereinigten Staaten ansässiges Unternehmen mit Schwerpunkt Onkologie, als Hilfe beim Aufbau der Arzneimittel-Pipeline und der allgemeinen Kapazitäten in diesem Bereich von GSK übernommen.

Durch den Verkauf von drei Arzneimitteln an Covis Pharma trennte sich AstraZeneca nur drei Jahre nach der Übernahme der Medikamente von Takeda von Arzneimitteln für Atemwegserkrankungen. Von daher erwarten wird hinsichtlich CapEx-Projekten in den nächsten 6 Monaten wenig Aktivitäten, obwohl gegenwärtig eine Anzahl von Aufrüstungen laufen.

Takeda brachte seine Übernahme von Shire Anfang 2019 zum Abschluss. Die Firmenzentrale von Shire befand sich früher in der Grafschaft Hampshire, wurde inzwischen aber nach Dublin umgesiedelt.

Catalent übernahm Juniper Pharma Services zur Stärkung der Arzneimittelentwicklung.

Sanofi übernahm Bioverativ Inc, während Recipharm den Sanofi-Standort Holmes Chapel übernahm.

Advanced Medical Solutions Group übernahm Sealantis zur Verbesserung ihrer Fähigkeit zum Zugang zu Chancen im Bereich der inneren Medizin.

Smith & Nephew übernahm Ceretix Orthopaedics.

Dechra Pharmaceuticals übernahm AST Farma und Le Vet.

Die Wayland Group of Canada hat die in Newcastle ansässige Theros Pharma übernommen, um Zugang zum britischen Markt für medizinisches Cannabis zu erhalten.

Schließlich ist es möglich, dass sich aus einer Vereinbarung zwischen der im englischen Chippenham ansässigen Vectura und Hikma für die globale Entwicklung generischer Versionen des Trockenpulver-Inhalators Ellipta von GSK potentielle CapEx-Projekte ergeben können.

Wichtige Tendenzen

In unserer letzten Prognose schrieben wir über den Aufschwung 2018 bei Projekten in den Bereichen Zellentherapie und neuartige Therapien. 2019 wird sich das fortsetzen und stetig zunehmen. Unterstützt wird diese Prognose von einer Ankündigung einer zweiten Runde von Investitionen in diesen Bereich der Industrie durch die Regierung.

Forschung und Entwicklung bleiben ein wichtiger Wachstumsbereich, weitgehend auf Grund starker Regierungsbestreben auf diesem Gebiet. In den nächsten fünf Jahren sind bereits staatliche Mittel in Höhe von 146 Mio. GBP für eine Anzahl von Bereichen bereitgestellt, wie z. B. die Entwicklung und Herstellung neuartiger Therapien, Arzneimittel und Impfstoffe.

Nach dem Umzug der Europäischen Arzneimittel-Agentur (European Medicines Agency) nach Amsterdam ist es weiterhin unklar, wie die Rechtslage Großbritanniens in Zukunft aussehen wird. Zweifellos werden Hersteller hoffen, in einer auf europäische Standards ausgerichteten Position zu bleiben, um den Handel zu ermöglichen. Der schlimmste Fall wäre wahrscheinlich die Einrichtung eines parallelen Zulassungssystems durch Großbritannien, das im Endeffekt den Zugang neuer Medikamente oder Produkte zum Markt verzögern könnte.

Wir erwarten auch, dass mehr Organisationen ihren Zugang zur europäischen Versorgungskette und zum europäischen Markt sicherstellen werden. Viele planen, wie sie auch in Zukunft eine europäische Präsenz gewährleisten und gleichzeitig eine starke Präsenz im Vereinigten Königreich beibehalten können.

Schlussfolgerung

Die Aussichten insgesamt sind weniger positiv, als 2018 zunächst erwartet wurde. Die Anzahl umfangreicher Investitionsvorhaben, die voranschreiten und 2019 möglicherweise Gelegenheiten bieten könnten, ist geringer. Da sich Pläne ändern oder neu veranlagt werden können, erwarten wir für viele CapEx-Großprojekte Verzögerungen bei der Beschaffung, die sich bis 2020 hinziehen können.

Lieferanten und Anbieter müssen sicherstellen, dass ihr Schwerpunkt auf den CapEx-Projekten liegt, die voranschreiten, das heißt kleineren Aufrüstungen, Verbesserungen und Projekten mit FuE-Schwerpunkt. Für das kommende Jahr gibt es reichlich Chancen, möglicherweise müssen Lieferanten aber hinsichtlich der Art von Projekt, auf die sie abzielen, flexibel sein und Prioritäten entsprechend setzen.

Es wird unbedingt erforderlich sein, auf dem Laufenden zu bleiben, da sich Zeitpläne verschieben können und kleine, schnell abgewickelte Projekte in die Pipeline einlaufen. Diesen kleineren Aufträgen hätte man vielleicht früher keinen Wert beigemessen, wir erwarten aber, dass sie im kommenden Jahr zunehmend wichtiger werden.

Projektbulletin-Erfassungsbereich der pharmazeutischen Industrie – Großbritannien und Nordirland

Protel verfolgt zurzeit 222 aktive Projekte in der pharmazeutischen Industrie mit einem potentiellen Investitionswert von insgesamt knapp über 4,08 Mrd. GBP in Großbritannien und Nordirland.

Nehmen Sie mit uns Kontakt auf, um Ihr Unternehmen durch relevante Projektinformationen zu fördern.

This entry was posted in News on March 27, 2019